Im September letzten Jahres streikte der “Home-Button” meines iPhone 5S ab und an und so brachte ich mein Smartphone – da noch in der Garantiezeit – zuerst zu meinem Handyanbieter und anschließend noch zu meinem Apple Service Provider.

Ausgangslage:
Ich wurde vor folgende Wahl gestellt.
Entweder wird das Smartphone von meinem Mobilfunkanbieter eingeschickt und ich muss 3-4 Wochen darauf verzichten, bekäme für diese Zeit jedoch ein Ersatzhandy gestellt. Oder ich gebe es bei meinem Apple Händler ab, muss nur auf bis zu 5 Werktage auf mein iPhone verzichten, bekomme dafür jedoch keinerlei Ersatz.
Ich hatte somit zwei Möglichkeiten und entschied mich für die “Smartphone-Verzicht“-Variante, da es mich einfach reizte herauszufinden, wie und vor allem ob der Alltag heutzutage noch ohne Smartphone funktioniert.

Mein damaliges Wochen-Experiment startete somit unter dem Motto: Eine Woche ohne Smartphone durch den Alltag!

iPhone 5S

Tag 1
Montag, 15. September. Mein iPhone wurde wieder auf Werkseinstellungen zurückgesetzt und ein Backup (dringend empfohlen!) auf dem iMac abgespeichert. Nach dem Mittagessen stand die Fahrt zum Apple Service Provider an und das Smartphone wurde abgegeben.

Bereits beim Verlassen des Shops überkam mich ein eigenartiges Gefühl. Ehe ich mich ins Auto setze, nehme ich normalerweise mein Handy aus der Hosentasche und lege es auf den Beifahrersitz. Auch das Bluetooth-Koppeln entfiel dieses Mal und somit auch das kurze Bescheid geben zuhause, wie es denn mit dem iPhone lief. Komisch.

Da ich mich nun ohne Smartphone durch den Alltag kämpfen musste, musste ich sogar gleich am ersten Tag jemanden bitten ein Foto von etwas für mich zu machen. Ich fühlte mich irgendwie um Jahre zurückgeworfen.

Abends beim Zubettgehen fiel mir auf, dass ich meinen Wecker – sprich iPhone – nicht bei Hand hatte. So musste ein älterer iPod diesen Dienst für die nächsten Tage übernehmen. Der erste Tag ging somit zu Ende und es war… komisch aber spannend zugleich.

Tag 2
Ich verließ das Haus um mich auf den Weg zur Arbeit zu machen. Ohne iPhone. Der zweite Tag begann somit wie der erste geendet hatte. Irgendwie nackt. Und alleine die Tatsache dieses zu schreiben, ist erschreckend.

Fällt mir eine Idee für einen Blogeintrag ein, so zücke ich sonst immer mein Notizbuch – auf dem Smartphone versteht sich. Auch das fiel aus und ich fühlte mich insgesamt weniger flexibel. Langweiliger wurde es ebenfalls, vor allem beim Gang zur Toilette. Denn währenddem ich meine Notdurft verrichtete, konnten keine – wie sonst üblich – Spielchen gespielt werden.

Nach dem Mittagessen erhielt ich dann bereits die Nachricht, dass mein iPhone kostenfrei umgetauscht wurde und ich das neue Smartphone abholen könnte.

Sollte mein Selbstversuch bereits nach einem einzigen Tag zu Ende sein?

Tag 3
Ja, ich hatte seit dem Vortag wieder ein iPhone zuhause. Ein nagelneues. Doch nein, ich ließ die Schutzfolie drauf, packte es in die Originalverpackung zurück und zog auch weiterhin mein Selbstexperiment durch.

Tag 4
Ich setzte das umgetauschte iPhone 5S bei eBay ein. Verkaufte es als “neu”, ließ es unberührt und setzte mich somit selbst unter Druck auch weiterhin handylos durch die Welt zu gehen.

Der Selbstversuch zeigte mir, wann und wo ich das alltägliche Helferlein vor allem vermisste und wann eher nicht. Denn SMS/iMessage und Anrufe vermisste ich nicht wirklich. Es war ruhiger, was ich wiederum zu schätzen lernte. Mir fehlte das Handy eher wegen nützlicher Apps, wie ich oben schon mit den Notizen und Wecker erwähnt habe, oder aber auch für einen schnellen Blick auf den Kalender.

Tage 5 bis 7
Nach ein paar Tagen fiel mir erst auf, dass ich sogar irgendwie die Töne der Push-Benachrichtigungen vermisste. Die Macht der Gewohnheit. Das was sich für mich jedoch am meisten geändert hatte während der Zeit, war das Aufrufen meiner Mailbox. Rief ich diese sonst immer mehrmals am Tag über mein iPhone auf, so musste ich nun immer einen PC aufsuchen um mich anzumelden.

Ab Tag 7
Eine Woche wurde überstanden. Selbstexperiment geglückt! Doch obwohl ich ein Nokia Lumia angeboten bekam um die Zeit zu überbrücken, wollte ich es nun wirklich wissen und so verlängerte ich meinen Selbstversuch bis zum 26. September – Termin an dem das iPhone 6 in die Läden kam.

Fazit:
Ein Alltag ohne Smartphone? Es ist unbestreitbar, dass es gleich von der ersten Minute an definitiv sehr gewöhnungsbedürftig ist. Und da sind wir auch schon beim Hauptpunkt: Gewohnheit.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, ein bequemes dazu.

Das Selbstexperiment hat mir zwar auf der einen Seite gezeigt, dass es durchaus auch ohne Smartphone geht. Auf der anderen Seite jedoch wurde mir bewusst wie abhängig man sich freiwillig und selbst von diesen Geräten in der Zwischenzeit gemacht hat.

In unserer Zeit ist man es einfach gewohnt sein Smartphone für alles zu benutzen: Wecker, Notizen, Rechner, Fotos, Erinnerungen, Mails, Kalender, Spiele oder auch das Wetter und vieles andere.

Vor wenigen Jahren stand noch ein richtiger Wecker neben dem Bett. Man könnte auch heute noch einen richtigen Notizblock wie auch eine Rechenmaschine benutzen. Fotos kann man sich in Alben anschauen oder mit der Kamera machen. Für Erinnerungen gibt es Post-its, für Mails zu lesen und zu schreiben den PC. Kalender hingen früher noch an der Wand. Für Spiele hat man sich zusammen an den Tisch gesetzt und die Wettervorhersage gab es abends im Fernsehen nach den Abendnachrichten.

Heute nimmt uns dies alles unser Smartphone ab. Bequem – ja! Aber besser?

Ich würde mich freuen falls dieses Selbstexperiment vielleicht auch unter dem einen oder anderen von Euch für einen kleinen Anreiz gesorgt hat?